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Erschienen in: Europa-Nachrichten, 20.04.2015

ARD-Radiofeature zur Raubkunst mit prominenter Besetzung

Raubgräberei ist ein vermutetes Milliardengeschäft, das zum einen Landesgesetze ignoriert, zum anderen das kulturelle Gedächtnis der Menschheit vernichtet und archäologische Forschung unmöglich macht: ein Problem, das nicht erst seit den barbarischen Verbrechen der Terrorgruppe IS immer mehr in den Fokus der Archäologen rückt. Vor allem Länder wie Ägypten, Syrien und der Irak sind in letzter Zeit betroffen. Vergessen werden darf aber nicht, daß manches Verbrechen gegen unser kulturelles Erbe auch direkt vor unserer Haustür stattfindet: Ein Beispiel ist die Himmelsscheibe von Nebra, die im Juli 1999 von Raubgräbern gefunden und illegal verkauft wurde. Ein einstündiges Radiofeature unter dem Titel „Raubgräber. Ein Feature über die Gier der Sammler“, das vom 22. bis 30. April von allen ARD-Rundfunkanstalten gesendet wird und mit hoch-karätigen Gesprächspartnern besetzt ist, nimmt sich dieses Themas an.

Zu der Gesprächsrunde gehören neben renommierten Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland sowie weiteren Experten der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Professor Hermann Parzinger, die Präsidentin des Deutschen Archäologischen Institutes, Frau Professor Friederike Fless, der neue Minister für Antiken und kulturelles Erbe Ägyptens, Professor Mamdouh Eldamaty, die Kulturstaatsministerin Monika Grütters sowie indirekt auch die Römervilla Schuld, vertreten durch Karl-Heinz Preuß, langjähriger Herausgeber und Chefredakteur des Deutschen Forschungsdienstes in Bonn, der sich seit vielen Jahren für die Römervilla Schuld engagiert. Er ist zugleich Gründungsmitglied des im Januar 2015 neugegründeten „Fördervereins Römischer Gutshof Schuld“, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Römervilla Schuld nicht nur zu erhalten, sondern eines Tages auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Das Sammler- und Mäzenenehepaar Ursula und Karl-Heinz Preuß aus Brühl gehört nicht zu den Sammlern, deren „Gier“ in diesem Feature angeprangert und als eine der Ursachen für die Ausbeutung unseres kulturellen Erbes angesehen wird. Im Gegenteil: Es trägt dazu bei, dieses Erbe zu erhalten. Das Sammeln für die eigene private Sammlung ist nur ein kleiner Teilaspekt der Sammlung Preuß. Die Objekte der Sammlung Preuß, die sich als Schenkungen, Zustiftungen oder als Dauerleihgaben bereits in Museen oder anderen öffentlichen Sammlungen befinden, machen in manchen Bereichen ein Mehrfaches des eigenen „privaten“ Bestandes aus. Viele dieser Objekte wurden direkt für die jeweiligen Landesdenkmalämter angekauft. Dazu gehören die Funde aus Schuld ebenso wie Funde aus Gräbern der Lausitzer Kultur in Brandenburg, bei denen die Sammlung Preuß eng mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege zusammenarbeitet.

Material für die Forschung bereitzustellen, aber auch Forschungslücken aufzudecken und zu schließen, ist die eigentliche Aufgabe der Sammlung Preuß. Damit verfolgen die Brühler Sammler ein Konzept, bei dem das Geben, nicht das Nehmen im Vordergrund steht. Deshalb fühlen sich die Brühler Sammler auch nicht als Besitzer oder Eigentümer, sondern nur als “Leihnehmer“ ihrer Objekte, die sie als „geliehene Schätze“ betrachten, die der Wissenschaft, der Allgemeinheit oder auch dem Herkunftsland eines Tages wieder zurückgegeben werden müssen.

2014 erregte das Brühler Ehepaar weltweit Aufsehen und fand weltweit Anerkennung, als es eine Wandmalerei von unschätzbarem Wert aus einem Grab in Theben an den ägyptischen Staat zurückgab, als sich dreißig Jahre nach dem Erwerb herausstellte, daß dieses Fragment aus einer Grabräuberei stammte. Heute kann dieses Objekt im Ägyptischen Museum Kairo bewundert werden, wo es einen würdigen Platz gefunden hat und sich damit wieder in dem Land befindet, zu dessem kulturellen Erbe es gehört.

Wenn sich Sammeln mit Ethik verbindet, kann auch ein Sammler, wenn er sich seiner Verantwortung gegenüber den Objekten, der Wissenschaft, der Öffentlichkeit und den nachfolgenden Generationen bewußt ist und ihr nachkommt, einen Beitrag dazu leisten, das kulturelle Erbe der Menschheit zu bewahren anstatt es zu zerstören.

Dabei ist das Prinzip der „geliehenen Schätze“, das die Sammlung Preuß verwirklicht hat, vielleicht auch ein Modell, das sich auch auf globaler Ebene anwenden ließe, um Streit wie jenen über die Nofretete mit den jeweiligen Herkunftsländern zu vermeiden. Für sein vorbildliches Verhalten beim Umgang mit dem kulturellen Erbe anderer Völker hat der ägyptische Antikenminister dem Ehepaar Preuß auch öffentlich gedankt und ihm eine „kulturelle Güte“ bescheinigt, „die ihresgleichen sucht“.

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